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    Auszug aus VCD-Magazin "fairkehr" 3/2003, S. 20-21)
    Der freie Motorjournalist Burkhard Strassmann berichtet von seinen Erfahrungen

    "Embedded Journalist"

    Geschenke, Aufmerksamkeiten, Streicheleinheiten, und geldwerte Vorteile - der im Irakkrieg so viel bestaunte "embedded journalist" ist im Motorjournalismus die Regel. Dazu kommt: Wer ein paar Jahre dabei ist, zum Tross gehört, wird stets als "Familienmitglied" begrüßt. Das führt zu einer durchaus erwünschten sozialen Kontrolle. Und die Fürsorge der Konzerne endet ja nicht, wenn die Dienstreise vorüber ist. So flattern regelmäßig Einladungen auf den Schreibtisch, die aber auch gar nichts mehr mit Journalismus zu tun haben. Skoda lud mich mal ein, für ein paar Tage nach Österreich in den Schnee zu kommen. Einfach so. Mit Familie, versteht sich.

    Und dann gibt es die Erleichterungen im Alltag. Journalisten allgemein nehmen gern und ohne Bedenken Journalistenrabatte in Anspruch. Telefon und Handy ohne Grundgebühr, Computer und HiFi mit satten Abschlägen, Neuwagen (und Ersatzteile wie Reifen etc.) bekommen sie um 15 Prozent billiger als Normalsterbliche. Motorjournalisten kaufen Autos noch billiger ein, indem sie Fahrzeuge aus der Testflotte übernehmen. Die Kings unter den Kollegen sind solche, die für die wichtigen Meinungsbildner der Nation arbeiten. Sie brauchen überhaupt kein Geld mehr fürs Autofahren auszugeben. Sie haben immer Testfahrzeuge vor der Tür stehen und können sich einen Privatwagen, Steuer, Versicherung und eine ganze Menge Spritgeld sparen.

    Schwedischer Elchtest

    Glaubt man ausländischen Kollegen, muss das Image der deutschen Motorjournalisten hinsichtlich seiner Unabhängigkeit von der Fahrzeugindustrie besonders miserabel sein. Was bekam man nicht von ausländischen Kollegen alles zu hören, als seinerzeit der kleinste Mercedes, die A-Klasse, im später so genannten Elchtest umkippte. Deutsche Motorjournalisten wussten nämlich schon vorher um die Schwäche, blieben aber brav. Ein schwedischer Kollege musste erst verunglücken, bevor das konstruktive Desaster öffentlich wurde. Als das Auto auf der Seite lag und der Testfahrer verschrammt war, rief der Schwede zuerst das Fernsehen an. Dann die Ambulanz. Und dann Mercedes. Ein braver deutscher Motorjournalist hätte zuerst die Pressestelle alarmiert, die sofort das Gelände abgeriegelt hätte. Der schwedische Kollege sagte mir später, er hätte wochenlang Angst um seine körperliche Unversehrtheit gehabt. Reine schwedische Paranoia, versteht sich.

    In Deutschland wäre solch eine Angst auf jeden Fall unsinnig. Hier funktioniert die Kontrolle der Berichterstattung auch noch in den seltenen Fällen, dass ein Journalist trotz aller Nettigkeiten und Umarmungen aus dem Ruder läuft. Dann genügt ein Anruf in der Chefredaktion. Einmal ging es in der Titelgeschichte des Nutzfahrzeugmagazins, für das ich lange geschrieben habe, um Abschleppunternehmen. Ein Abschleppwagen war auf dem Titelblatt abgebildet, der einen Mercedes S-Klasse geschultert hatte. Und? Skandal! Eine S-Klasse, bekam der Chef zu hören, geht nicht kaputt, basta! Hatte der Chef wieder was gelernt. Wenig später erhielt ich bei derselben Firma ein mehrjähriges Hausverbot. Grund: Ich hatte jene lustige Begebenheit in Sevilla, bei der ein global player eine winzige Flamencotruppe nicht zum Schweigen bringen konnte, unanständigerweise in einer Wochenzeitung glossiert.

    Und wieso lässt sich eine freie Presse so etwas gefallen? Betrachten wir das Schicksal einer Geschichte, die ich über Tankkarten recherchiert hatte. Tankkarten benutzen Lkw-Fahrer gern, weil sie damit Rabatt bekommen und kein Bargeld mit sich herumtragen müssen. Ein Mitarbeiter des Mineralölkonzerns BP hatte mir erzählt, dass in Spanien Trucker auch Huren mit der Tankkarte bezahlen. So etwas plauderte ich natürlich begeistert weiter. Nun begab es sich, dass irgendwelche Hierarchen bei BP Wind von meinem kleinen Interview bekamen. Sie riefen meinen Chefredakteur an und verlangten Einsicht in mein Manuskript, die sei erhielten. Daraufhin erreichte die Redaktion ein Brief, wie ich ihn noch nie gesehen hatte: Die eine Hälfte zierte ein klotziger Briefkopf mit den Namen zahlloser Rechtsanwälte. Die andere Hälfte bestand aus wüsten Drohungen. Der Bericht wurde nie gedruckt. Der Chefredakteur wies mich auf die regelmäßigen ganzseitigen Anzeigen des Mineralölkonzerns hin."

    Ich find diesen Artikel sehr interesant, allerdings überrascht er mich auch nicht.

    Gruß,

    Frank

  • #2
    ...gedacht hatte ich mir sowas schon immer,aber das das so krass ist

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    • #3
      Zitat von COE Stefan
      ...gedacht hatte ich mir sowas schon immer,aber das das so krass ist
      Ja..und bei Autos ist das ganze noch nicht so schlimm...Man denke mal an Medikamete (Nebenwirkungen werden verschwiegen, weil Pharmakonzern grosser Anzeigenkunde), Bbaynahrung, angebliche Bio-Lebensmittel, unserioese Finanzangebote,... endlos liessem sich das fortsetzen...Es gibt leider keine unabhaengige Berichterstattung. Aus dem gleichen Grund gebe ich keinen Pfifferling auf Testergebnisse der StiftungWarentest, gerade nicht im Multimediabereich, wo der ach so neutrale Tester dann schon mal den LCD-Fernseher und die Heimkinoanlage behalten darf, wenn sie "gut" bekommt...

      Ein anderes Beispiel noch...Bei ADAC-Crashtests schnitten Roemer-Kindersitze immer mit "besonders empfehlenswert" ab...Jetzt ratet mal, welche Kindersitze der ADAC schon seit jeher in den Geschaeftsstellen verkauft und daran mitverdient?

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      • #4
        Nein, wer hätte das gedacht? Wer an unabhängigen Journalismus glaubt, sollte gleich an den Weihnachtsmann schreiben oder noch besser Georg W. Bush für den Friedensnobelpreis vorschlagen!

        Hatten wir hier erst kürzlich in der Süddeutschen Zeitung:
        Da hatte sich doch so ein mieser Tintenkleckser erfrecht, über die unglaublichen Sabotage- und Einschüchterungsversuche bei Aldi Süd gegenüber der Belegschaft mit Gründungsabsichten für einen Betriebsrat zu berichten (sowas gibt es bei Aldi nicht, auch nicht bei Schlecker, könnte man ja auch mal beim Einkaufen drüber nachdenken...) Und siehe: Seitdem gibt es keine ganzseitigen "Aldi informiert" 4-Farbseiten mehr in der SZ, Lidl hatte sich da gleich mal eine zeitlang mit drangehängt.
        So läuft das Leute, und nicht nur seither gilt für mich "Aldi - Nein Danke!"
        Und bei Jobvernichtern versuch ich auch nicht einzukaufen.

        Gehört ja nicht ganz zu diesem Thema:
        Und dann muß man ja auch mal über die übliche Praxis reden, daß alle Firmen, die in Rußland eine Niederlassung betreiben, Schutzgelder in erheblicher Höhe entrichten. Im Falle einer deutschen Automarke werden diese Schutzgelder direkt an die russisch-orthodoxe Kirche bezahlt. (Das ist kein Witz, ich kenne den Verkaufsleiter für Rußland)
        Na ja, so sichert sich halt jeder so seine Pfründe, und wie weit bitte ist Gefälligkeitsjournalismus von Schutzgeldzahlung entfernt?...

        Und Jeder, der von A nach B denken kann, weiß jetzt, warum wir so eine kleine Würstelbude sind, ohne mehrseitig in der "Fachpresse" gelobt zu werden, weil wir uns das eben nicht leisten können, mit dem Champagner, dem Kaviar und den Miezen

        Aber zu den Roemer Sitzen beim ADAC gäbe es auch eine andere Interpretation: Daß dieser noble "Verein" eben immer nur das Interesse seiner Mitglieder im Kopf hat.
        Ja hammer denn scho wieder 1. April?
        Gruß Thomas

        Ehemaliger Rotationskünstler, Wohnmobilausbauer im Ruhestand


        Als Gott sah, daß die Elite segelt, erfand er für den Rest die Ballsportarten. (geklaut)

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        • #5
          ...als Vertreter der schreibenden Zunft darf ich das unterschreiben und anmerken, dass Renault nicht grundlos seit einigen Jahren in der Presse sehr nett bedacht wird...
          Gute Arbeit seitens des Herstellers, muss man zugeben...

          Kommentar


          • #6
            [/QUOTE]..... Ein anderes Beispiel noch...Bei ADAC-Crashtests schnitten Roemer-Kindersitze immer mit "besonders empfehlenswert" ab...Jetzt ratet mal, welche Kindersitze der ADAC schon seit jeher in den Geschaeftsstellen verkauft und daran mitverdient?[/QUOTE]Ja aber...
            Ja aber die Römer-Kindersitze sind ja nu auch nicht wirklich schlecht, hab selbst alle Baureihen gebraucht, Gott sei dank nicht getestet.
            Ok, ob´s immer zum Testsieg gereicht hätte, sei mal dahingestellt!
            Ausserdem sind meines Erachtens auch schon Kindersitze der Fa. Römer durchs Raster gefallen, Sprich "mangelhaft" getestet worden, oder ?!

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            • #7
              Kir Royal

              Unabhängige Berichterstattung? Klar ist das nich so!

              Das weiß doch jeder seit "Kir Royal", mit Baby Schimmerlos, Mario Adorf als Fabrikant Heinrich Haffenloher ".. Ich sch*** Dich zu mit meinem Geld..." und der Verlegerin Friederike von Unruh, die wegen der Kleber-Anzeigeseiten interveniert.

              Praktisch jeder "feste" Journalist (soweit es die die überhaupt noch gibt), ist auch verpflichtet, die Linie seines Verlages oder der Zeitung zu vertreten.
              Das ist genauso wie in kirchlichen Organistaionen..

              Weiß aber auch jeder, auf was er sich einläßt.

              Kangoofahrer

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              • #8
                [QUOTE=zooom]Nein, wer hätte das gedacht? Wer an unabhängigen Journalismus glaubt, sollte gleich an den Weihnachtsmann schreiben oder noch besser Georg W. Bush für den Friedensnobelpreis vorschlagen!

                Besser hätte man es kaum ausdrücken können!
                Gruß Wolfgang
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                April 2011 bis Febr. 2014 Berlingo MS HDI 112.
                2009-2013 Nemo HDI. Bretthart aber ungemein praktisch
                2004 bis 2009: Berlingo HDI, damit habe ich 140.000 problemlose Kilometer gefahren


                Teilnehmer an vielen Berlingo-Pfingsttreffen, neun Berlingo-Grünkohlessen und zwei Sommertreffen.

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                • #9
                  Ahoi,

                  Vor kurzem erzählte Michael Preute alias Jacques Berndorf ("Eifelkrimi-Guru") auf WDR 5 von folgender Begebenheit:
                  Als er vor Jahren als freier Journalist für den "Stern" eine Story über den "Regierungsbunker" in der Eifel recherchierte, brachte er in Erfahrung, dass der Bunker im Ernstfall nie für die Bundesregierung, sondern nur für den höheren Verwaltungsapparat vorgesehen war. Die Regierung sollte im Falle einer militärischen Auseinandersetzung sofort in die USA ausgeflogen werden, um dort in einem - eigens dafür angekauften Hotel - zu residieren. Der Artikel wurde nie veröffentlicht, da der BND wohl auf die Sache aufmerksam geworden war und den Chefredakteur des "Stern" kontaktierte. Natürlich bekam auch Herr Preute "Besuch" von "Mitarbeitern" des BND, die ihn wohl freundlich aber bestimmt über die Grenzen des "freien Journalismus" aufklärten...

                  Ade
                  Nik

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